Mai
Harzer MTB Cup geht in die zweite Runde
Von Thomas um 10:00 PM. Kategorie MTB, Rennbericht
Am Sonntag, 12. Mai wurde in Altenau der 2. Lauf des diesjährigen Harzer MTB Cup ausgetragen. Bei
den auf der Mittelstrecke anstehenden 80 km war zu erwarten, dass sich diesmal ein eindeutiger Rückschluss auf den eigenen Leistungsstand und den der Konkurrenz ermitteln lassen würde, nachdem für mich das Ergebnis von Bad Harzburg weder Fisch noch Fleisch gewesen war und das richtige Erfolgserlebnis ausgeblieben war (zumindest was die Erwartungen nach der diesjährigen Vorbereitungen angeht).
Trotz guter Verfassung, die am Wochenende vorher bei einer 110 km Tour mit 2200 hm noch bestätigt worden war, ging ich mit etwas Sorge in diese Rennen, hatte ich doch in den letzten 2 Wochen 2mal ein Problem mit Kettenklemmen gehabt, ausserdem wurde und wurde der vordere, schlauchlos montierte Reifen nicht dicht. Also am Tag vorher noch eine neue Kette montiert und vorne wieder auf Schlauch umgestellt, dann sollte doch nichts mehr schief gehen. Trotzdem blieb ein ungutes Gefühl.
Morgens am Renntag fuhr ich um 6:30 dann wohlgemut bei bedecktem Himmel mit einigen Löchern ab in Richtung Altenau. Je mehr ich mich dem Harz näherte desto dunkler wurde es und bald fielen die ersten Tropfen, die bei Bad Grund dann in einen ernsthaften Wolkenbruch übergingen. Na super, bei dem Wetter würde man alles mögliche tun wollen, wenn’s sein muss sogar zu Hause aufräumen, aber auf keinen Fall mit dem MTB losfahren. So eingestimmt kam ich in Altenau an, wo der Platzregen dann in ein kontinuierliches Nieseln überging. Dafür hatte sich aber auch die Temperatur auf unter 10° abgesenkt, was die Stimmung noch einmal in Richtung Keller drückte.
Als dann aber immer mehr Fahrer eintrafen und ihren Rennvorbereitungen nachkamen steigerte sich in mir auch wieder das Rennfieber und die Vorfreude. Auf meiner Warmfahrrunde testete ich gleich mal den Zieltrail und machte dabei gleich die nächste ernüchternde Feststellung: Heute war es schweineglatt, da war noch einiges an Überraschungen zu erwarten.
Pünktlich um 10:00 erfolgte der Start mit allen Teilnehmern der 80 und 120 km Läufe, insgesamt ca. 170 Fahrer und Fahrerinnen. Angesichts der langen Strecke hielt ich mich erstmal zurück und wartete bis zum ersten Anstieg, um weiter nach vorne zu fahren. Dennoch hatte ich 2 der engeren Konkurrenten aus meiner AK gleich hinter mir gelassen, aber die konnten ja noch kommen. Das Rad lief super, die Beine waren gut und so ging es in die 2. Hälfte der ersten Runde, in der dann die heftigeren Streckenteile warten, z.B. meine Alptraum-Wurzelpassage.Das Bild zeigt die kurze Schiebestrecke den alten Bahndamm hoch zur Verpflegungsstation.
In den wurzeligen und technischen Passagen lief das Rad traumhaft. Der Umstieg auf 29er hat sich für diese Art von MTB Sport definitiv gelohnt. Damit’s nicht so einfach wird fing es jetzt wieder stärker an zu regnen und der Körper begann langsam auszukühlen. Die Strecke war hier an vielen Stellen ein einziges Schlammloch, es spritzte bis über den Helm und bald musste ich die Brille abnehmen, um überhaupt noch etwas sehen zu können. Dafür bekam man die Spritzer jetzt in die Augen 🙂
Jetzt war doch ein direkter Konkurrent zu mir aufgeschlossen und wir fuhren eine Zeitlang in einer kleinen Gruppe mit anderen zusammen. In einer schnellen Schotterabfahrt verliess er dann die Spur um zu überholen und das wurde ihm zum Verhängnis: ein lauter Knall, eine kleine Wolke am Hinterrad und er musste mit Reifendefekt am Streckenrand ausrollen lassen. Das ist natürlich bitter, ist mir letztes Jahr aber umgekehrt auch passiert.
Dann war ich auch schon wieder am Ziel und die erste Runde beendet. Jetzt hätte eigentlich Schluss sein können, das hätte auch gereicht. Erste leichte Vorahnungen von Krämpfen durchliefen meine Beine, als es auf die schnellen Forstautobahnpassagen nach dem Start ging. Gut daß jetzt ein bekannter Fahrer von Focus Rapiro Racing von hinten kam und mich „mitnahm“. Das motivierte für die nächsten Kilometer und ungeachtet des zunehmenden Dreckbeschusses wanderte die Kette weiter nach rechts und das Tempo wurde nochmal erhöht. Irgendwie ging’s weiter, obwohl die Augen vom Dreckbeschuss wund wurden und die Finger kaum noch etwas spürten. Zum Glück habe ich eine Drehgriffschaltung, das geht auch mit klammen Fingern, andere Fahrer hatten echte Problem überhaupt noch schalten zu können und viele haben deswegen aufgegeben. Mein Hauptproblem lag nun darin, daß ich die Bremshebel nicht mehr richtig erfühlen konnte, also machte ich bei jeder Einfahrt in einen Downhill Abschnitt eine Sichtprobe, ob die Zeigefinger richtig auf den Bremshebeln liegen, um nicht danebenzugreifen. Zum Ende eines Rennens hin wird man sowieso immer gleichmütiger und lässt es bergab auch einfach mal laufen (geht gut mit 29er…).
Im letzten Rennachtel wurde ich dann plötzlich von hinten als RADikaler identifiziert, es war Stefan, unser alter Teamkamerad der vor einiger Zeit ausgetreten ist. Mit ihm bin ich dann noch bis ins Ziel gefahren und dann war es auch schon vorbei. Die Konkurrenz hinter mir war nicht wieder aufgetaucht, fragte sich nur, wie viele noch vor mir gewesen waren. Den Zielausdruck von SportIdent konnte ich erst mal gar nicht lesen, aber dann wurde es ganz deutlich: Fahrzeit 4h 6min, 3. Platz in der AK, 33. insgesamt bei 128 Startern – mein bestes Ergebnis bisher.
Danach bin ich trotz jetzt einsetzendem Dauerzittern nur noch grinsend durch die Gegend gelaufen und habe alles aufgefuttert, was vor Ort an Verpflegung geboten wurde. Das ist Mountainbiking – der schönste Sport der Welt!