August
Endurothon Schierke
Von Thomas um 6:16 PM. Kategorie MTB, Rennbericht
So hielt sich die Aufregung an den Tagen vorher in Grenzen und auch am Morgen des Renntags war ich vergleichsweise ruhig. Diesmal war auch die Familie dabei und sorgte zusätzlich für eine emtionalen Absicherung. In Schierke angekommen war dann aber doch eine gewisse Anspannung nicht zu leugnen. Die Konkurrenz war schon hektisch dabei auf gröbere Reifen umzurüsten, da von einer schlammigen Strecke berichtet wurde sich am Himmel zusehends dunkle Wolken ansammelten. Da ich keine Reifen zum Wechseln dabei hatte konnten wir die letzten Sonnenstrahlen noch etwas geniessen und ein 2. Frühstück einnehmen. Meine Vorbereitung bestand im wesentlichen wie immer daraus, mehrmals die sanitären Einrichtungen vor Ort auszuprobieren und als Novum mit meinem Sohn die Flaschenwechselstrategie für die Rundendurchfahrten abzusprechen.
Dann ging’s auch schon zur Startaufstellung, die beim Endurothon zu einem „kalten Start“ führt, d.h. es geht zunächst langsam auf eine Ortsrunde hinter einem Führungsfahrzeug. Das können die Heisssporne alle schlecht verkraften und so wird der Gesang der Ketten immer wieder von kurzen Bremsgeräuschen blockierender Reifen durchbrochen, wenn wieder mal einem der Gaul durchzugehen droht.
Am Ortsausgang wird dann im ersten Anstieg die Fahrt freigegeben und ich bin gleich gut mit dabei. Heute heisst es am Berg gleich ordentlich Gas geben und versuchen, die besseren Abfahrer auf Distanz zu halten. Da ich die Strecke am letzten WE schon abgefahren habe kann ich mir die Strategie gut zurechtliegen. Bin bei den schnellsten meiner AK gut mit dabei. Der erste Anstieg ist nicht allzu lang, dann geht es noch einige Hundert Metere eben auf Schotter, bevor sich das Feld in den 1. Singletrail einsortiert. Also schnell noch was trinken. Beim Zurückstecken der Flasche fehlt irgendwie die Konzentration und holterdipolter springt sie über den Waldweg. Mist, die ist weg… aber nach 13 km gibt’s ja die nächste, also egal, weiter.
Dann geht’s ab in den Trail, zunächst eben aber ganz schmal und immer zwischen dicken Steinen durch und kleine Absätze hoch und runter, alles feucht natürlich – Harz eben!
Da kommt die eine Stelle, wo ich schon am letzte Wochenende Probleme hatte, als es noch trocken war. Man muß eine Steinstufe hoch, was noch klappt, aber danach verreisse ich auf der nachfolgenden Steinplatte den Lenker und rutsch sofort weg auf die linke Seite. Aua, das tat weh, die Hand hat irgendetwas abbekommen. Aber viel schlimmer, die Kette ist runter. Jetzt kommen von hinten schon diejenigen, die ich an der Steigung schon abgehängt hatte. 1-2 Minuten fummle ich hektisch an der Schaltung bis die Kette wieder sitzt und weiter!
Zum Glück komme ich gleich wieder in den Rythmus denn jetzt darf man sich keinen Fehler mehr erlauben, da mehrere Kilometer herausfordernder Trailabfahrt warten. Es läuft gut, das Rad läuft wie der Teufel und ich bin heute auch abwärts richtig schnell unterwegs. Schlammrinnen, nasse Wurzeln, Steinabsätze, alles kein Problem und als ich ganz unten bin kann ich die Konkurrenz auf der sich anschliessenden langen Steigung gerade noch sehen. Das macht Mut und bergauf sind die Beine heute richtig gut. Es folgt der lange Anstieg erst über Schotterweg, dann über die bekannten Betonplatten (die mit den Löchern). Ich habe mich jetzt auf meinen Hauptkonkurrenten für heute eingeschossen, der in der Cupwertung 2 Plätze vor mir liegt, dem werd eich heute noch mehrfach begegnen. Am Berg hat der schätzungsweise 1,90m und 90kg Mann keine Chance und so bin ich am nächsten Trail, der wieder bergab zum Ziel führt einiges vor ihm. Im Trail kann ich ihn mir noch vom Leibe halten, aber auf der nachfolgenden Schotterabfahrt lässt er es richtig fliegen und ist weg.
Bei der ersten Rundendurchfahrt gibt’s endlich was zu trinken, das wurde aber auch Zeit. Jetzt läuft’s, keine Probleme mehr mit Flaschen oder Steinstufen und ich bin jetzt auch immer mit den gleichen Fahrern unterwegs allerdings asynchron, bergab ziehen sie irgendwann vorbei, bergauf hole ich sie mir jedesmal wieder. Ob das bis zum Schluss reichen wird?
Jetzt gibt’s zur Abkühlung auch noch mal den einen oder anderen Schauer, wir sehen alle aus wie Sau und die Sicht durch die Brille wird zunehmend schlechter. Jetzt tun die Wurzeln beim Abfahren doch schon etwas weh aber immer noch gut bei Kräften erreiche ich das Ziel zum 2. Mal. Mein Sohn hat zur Motivattion extra ein FR-Trikot angezogen was mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Mit frischen Kräften geht es auf die letzte Runde. Diesmal hänge ich meinen Konkurrenten gleich am ersten Anstieg ab, soviel Vorsprung wie möglich herausfahren. Dann geht’s in die Abfahrt, die zunehmend schlammiger wird. Egal, jetzt auch mitten durch die dicksten Schlammlöcher (wenn sich das mal nicht noch rächt). Lange kann ich meine Position behaupten aber dann kommt er von hinten angerauscht. Ich lasse ihn gleich passieren, das Tempo kann ich dann doch nicht halten.
Dann in die letzte Steigung. Die Beine sind noch richtig gut und heisst geht es ab. Bald habe ich die Jungs wieder, die schleichen schon ziemlich den Berg hoch. Jeder Meter Vorsprung zählt jetzt, den ich für die letzte Abfahrt rausfahren kann. Und es sieht gut aus, ich komme sauber durch den letzten Trail und dann heisst es auf den letzten mehr oder weniger flachen km richtig Tempo machen. Das geht nochmal richtig ab und schon bin ich im Zielbereich, dem Eisstadion, aber dann fehlt ja noch die Ortsrunde bis zum Ziel mit der steilsten Auffahrt den Kirchberg hoch, mitten über die Haupstrasse. Dazu will ich nochmal runterschalten aber denkste, nur Rappeln und Klappern aber da schaltet nichts mehr!! Alles voller Schlamm… Ach Du Sch… so kurz vor dem Ziel und jetzt das! Ich springe ab und fange an zu laufen, genauso schnell wie der Fahrer neben mir im Sattel. Gleichzeitig versuche ich durch Drehen der Kurbel und weitere Schaltversuche die Kette wieder auf die richtige Spur zu bringen. Endlich läuft sie wieder, ab in den Sattel und die letzten paar Hundert Meter ins Ziel…
Es hat gereicht! Mit 50 Sekunden Vorsprung vor meinem Konkurrenten erreiche ich als 43. von 115 Starten das Ziel und bin 4. in meiner Altersklasse. Das beste Rennen der Saison, wieder mal mit Höhen und Tiefen aber einem erlösenden Glücksgefühl am Ende. Das war heute ein echtes Rennen, der schwierigste Kurs des Harzer MTB Cup zum Schluß.
Thomas R